Entscheidertreffen

Am 13. März fand nach längerer Pause wieder ein Entscheidertreffen statt. Christoph Nieder und Tanja Schäfer interviewten Oberbürgermeister Schneidewind und Interimskämmerer Stephan Kühn.

OB Uwe Schneidewind und Stadtdirektor Stefan Kühn stehen seit rund 100 Tagen gemeinsam an der Spitze der Stadt. Zeit, die beiden zum Interview zu bitten und mit ihnen eine erste Bilanz zu ziehen. In der 19. Etage des Sparkassenturms - einem Ort mit Weitblick - stellten sich die beiden den Fragen von Christoph Nieder und Tanja Schäfer. Eingeladen waren Vertreter*innen der Mitgliedsunternehmen von wuppertalaktiv!

Oberbürgermeister Schneidewind fasst seine bisherige Amtszeit unter dem Begriff Katastrophen-modus zusammen. Ausbruch der Corona-Pandemie, Wupperhochwasser, Ukraine-Krieg und Differenzen mit dem damaligen Stadtkämmerer und Stadtdirektor Johannes Slawig wegen der BUGA-Bewerbung Wuppertals, erforderten reaktives statt gestaltenden Handelns: „Inzwischen ist aber wieder Normalität eingekehrt.“ Der neue Stadtkämmerer Thorsten Bunte wurde gerade einstimmig gewählt und sei fachlich und menschlich ein Glücksgriff, so Schneidewind und Kühn. Zwischen den dreien stimmt die Chemie.

Die BUGA-Kampagne kommt voran. Ab Mai startet die Kommunikation. Der Haushalt 2023 ist eingebracht: Die Zeiten des Spardiktats sind vorbei. Um die strukturellen Grundlagen Wuppertals ist mir nicht bange“, so Schneidewind. Mit der Rathausgalerie, in die demnächst die Bergische Universität einziehen wird, der Sanierung des Köbo-Hauses, dem Einzug von Stadtverwaltung und Jobcenter in die ehemalige Bundesbahndirektion und dem Nutzungskonzept und Umbau des Bahnhofsgebäudes durch den Investor Markus Bürger, seien in Elberfeld die strukturellen Weichen für die Entwicklung einer multifunktionalen Innenstadt gestellt worden.

Der Hiobsbotschaft von diesem Nachmittag, dass die Galeria Kaufhof schließen wird, nimmt Schneidewind etwas den Wind aus den Segeln: „Wir können von Glück reden, dass das Kaufhof-Gebäude nur gemietet ist und nicht dem Benko-Konzern gehört. Mit dem jetzigen Eigentümer sind wir seit längerem im Gespräch. Er teilt unsere Einschätzung, dass reines Shopping heutzutage kein Frequenzbringer mehr ist. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden werden.

In Schlüsselfragen wie der BUGA und dem Bau des Pina Bausch Zentrums - beides Projekte, die mit ihrer Strahlkraft national und international die Förderkulissen enorm erweitern - sind sich Politik und Oberbürgermeister weitgehend einig. Beide müssen realisiert werden, weil sie sich gegenseitig verstärken. „Der Rest ist politische Folklore“, sagt Schneidewind, „wenn man das nicht aushält, ist man als Oberbürgermeister im falschen Amt.“

Und auch auf die Frage, wer die Verantwortung für die goldenen Bänke auf dem Von-der-Heydt-Platz übernehme, erklärt Schneidewind: „Natürlich übernehme ich als Oberbürgermeister die Verantwortung. Schließlich fällt das Thema in meine Amtszeit. Aber: Erstens haben wir nur 20 Prozent der Gesamtsumme von 400.000 Euro bezahlt. Stadtmobiliar ist wegen der Sicherheitsauflagen einfach enorm teuer. Ich finde die Gestaltung des Von-der-Heydt-Platzes gelungen und die leuchtenden Bänke beeindruckend“. Er räumt aber ein: “Wo wir aber völlig versagt haben, und das schreibe ich mir selbst zu, ist die Kommunikation. Da müssen wir deutlich besser werden, und zwar generell!“

Kämmerer Stephan Kühn nimmt den Ball auf und pflichtet ihm bei: „Kommunikation ist eine Sache die wir unbedingt besser machen müssen. Denn der Wuppertaler an sich ist ein Mopperer: ‚Wat soll dat und dat braucht keiner‘ sind Standardsätze. Die Düsseldorfer hingegen freuen sich: ‚guckt mal, was haben wir für schöne leuchtende Bänke und alle rennen hin.‘ Kühn möchte die Wuppertaler mitnehmen und fügt ironisch hinzu: „und man muss sagen - die Vernachlässigung des öffentlichen Raums ist kein Erfolgsgeheimnis, das kann in Wuppertal eindrucksvoll bewundert werden.“

Kühn der inzwischen über 20 Jahre in der Wuppertaler Verwaltung tätig ist, bezeichnet sich selbst als begeisterten Wuppertaler. Denn für ihn ist Wuppertal eine Stadt, die trotz der permanenten finanziellen Mangellage enorm viel auf die Beine stellt. Ohne ins Detail zu gehen, listet er auf: “Wir sind in Bildungsfragen erfolgreich, wir haben gute Konzepte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entwickelt, in der Tagespflege und der Integration werden unsere Projekte immer wieder als ‚best practice‘ bundesweit gelobt. Und was geht da gerade in Oberbarmen ab? Das macht mich ungeheuer stolz!“ Ehrenamtliches Engagement, Kreativität und Solidarität gehören für Kühn zur DNA der Wuppertaler Bürgerschaft, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz für ihre Stadt immer wieder neue Lösungen schafft. „Diese konstruktiven Kräfte müssen wir fördern und unterstützen, um unsere Stadt voranzubringen.“