Business Breakfast

Rückblick 182. BB: gwg Wuppertal

Mit Entschlossenheit zu umweltfreundlichen Immobilien.

Unter dem Titel „CO2-neutrale Gebäude – wie geht das?“ lud die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal, kurz gwg, zum morgendlichen Business Breakfast in die Alte Glaserei ein. Der Veranstaltungsort hätte dafür nicht besser gewählt werden können. Schließlich fand auf dem Areal an der Nordbahntrasse noch vor wenigen Wochen der Solar Decathlon Europe 21/22 statt. Der internationale Wettbewerb präsentierte innovative, klimafreundliche Gebäude, die die Zukunft des Wohnens aufzeigten. Das Thema klimaneutraler Gebäude ist aber nicht nur für die Wohnungswirtschaft und Hausbesitzer relevant. Auch Gewerbeimmobilien und öffentliche Gebäude müssen fit gemacht werden, damit das große Ziel der CO2-Neutralität bis 2045 erreicht wird. Entsprechend folgten viele wuppertalaktiv!-Mitglieder der Einladung der gwg.

Die gwg verwaltet in Wuppertal rund 5600 Wohnungen. Diese in den nächsten Jahren umweltfreundlich nachzurüsten wird eine Herkules-Aufgabe. Aber: „Es gibt keine Alternative zu der Frage, ob wir uns auf den Weg zu CO2-neutralen Gebäuden machen müssen“, so gwg-Geschäftsführer Oliver Zier. Damit bleibt also die Frage nach dem „wie“ offen. Zunächst einmal müssen die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das forderte der Politikwissenschaftler Dr. Paul Kowitz, der aus Berlin zu Gast war. In seinem Impulsvortrag nahm er die aktuelle Energiepolitik in den Blick. Schnellschüsse, wie die neue Gasumlage oder mögliche verlängerte Laufzeiten von Kohlekraftwerken, würden keine neue Zeitenwende einleiten. Entscheidend seien stattdessen die Zieldefinitionen und Regelungen aus dem europäischen Green Deal und dem Koalitionsvertrag. „Wir sind durch die rechtlichen Rahmen zur Dekarbonisierung verpflichtet“, so Kowitz. Doch weitere Einflussfaktoren wie Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit machen die Umsetzung schwierig. Dazu kommt, dass der Gebäudebestand höchst unterschiedlich ist. Altbauten, Neubauten, Einfamilienhäuser, Geschosswohnungen… sie alle müssen differenziert betrachtet werden. „Es gibt keine Weltformel für Klimaneutralität“, weiß Kowitz. „Für jedes Gebäude muss die richtige Technologie gefunden werden.“ 

Dass das nicht von heute auf morgen möglich ist, weiß Prof. Dr. Norbert Raschper von der iwb Braunschweig. Er rät Immobilienbesitzern dazu, sich einen Plan für die nächsten 20 Jahre zurechtzulegen. „Wir sind in einem perfekten Sturm. Dafür brauchen wir einen Kompass und eine passende Strategie“, so die Metapher. Eigentümer sollten sich darüber im Klaren sein, dass ab 2024 fossile Heizungen nicht mehr 1:1 ersetzt werden dürfen. Stattdessen müssen neue Geräte einen Mindestanteil von 65% erneuerbaren Energien aufweisen. Gebäude mit einem besonders hohen Energieverbrauch müssen bis 2030 aufgewertet werden. Dämmung, Solaranlagen, Wärmepumpen, Dach- und Fassadenbegrünungen sind wichtige Maßnahmen, damit „bis 2045 die Null steht.“ Jedoch hemmen steigende Baukosten, der Fachkräftemangel im Handwerk, die Inflation, lange Lieferzeiten und Ressourcenknappheit die Bemühungen. Trotz aller Herausforderungen sei die Umrüstung bis 2045 aber zu schaffen, meint Raschper. Ein positives Beispiel sei die gwg. Bereits jetzt stoßen die Gebäude der gwg weniger CO2 aus als der bundesweite Durchschnitt. 22 Kilogramm CO2 wurden pro Quadratmeter Wohnfläche 2019 ausgestoßen. Im Schnitt sind es 27 kg CO2/m2.

Wie sich die gwg die Quartiere der Zukunft vorstellt, präsentierte Oliver Zier am Beispiel der Agnes-Miegel-Straße. Unter anderem werden hier rund 50 Jahre alte Punkthäuser aufwendig saniert. Solaranlagen, Begrünung und Wärmepumpen sorgen für die ökologischen Anforderungen. Durch die Aufstockung vorhandener Gebäude wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen, ohne freie Flächen zu verbrauchen. Dabei setzt die gwg auf nachhaltige Baustoffe, die im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederverwendet werden können. Das Thema Nachhaltigkeit im Quartier beschränkt sich aber nicht nur auf die Gebäude. Die gwg plant auch Mobilitätskonzepte. Car Sharing, Bike Sharing und eine Infrastruktur für Elektrofahrzeuge steigern nicht nur die Umweltbilanz, sondern auch die Lebensqualität im Quartier. Auch ein Angebot für die Nahversorgung und Räume für mobiles Arbeiten sollen entstehen. Das Zukunftsquartier in Nächstebreck ist ein Schritt auf dem langen Weg zur CO2-Neutralität, den die gwg als Wuppertals größte Vermieterin noch vor sich hat. „Wir brauchen Mut, Entschlossenheit und Umsetzungswillen“, zeigt sich Oliver Zier entschlossen. An der Politik liegt es, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen. 

Ebenfalls ein großer Player ist der nächste Gastgeber des 183. Business Breakfast. Die Bergische IHK lädt für den 10.11.2022 ein.