Business Breakfast

Rückblick 195. BB: Tradition mit Fortschritt

Wie der inhabergeführte Facheinzelhandel zur Lebendigkeit und Vielfalt in der Innenstadt beiträgt: Erfolgreiche Unternehmer*innen verraten ihre Erfolgsrezepte.

Mut und Engagement in herausfordernden Zeiten. Das 195. Business Breakfast, das dem traditionellen Einzelhandel eine Bühne bot, setzte ein optimistisches Signal für die Innenstadt. Statt über weniger Besucher*innen, Leerstände und verändertes Konsumverhalten zu klagen, gaben Akteure aus dem Einzelhandel Einblicke in ihre Erfolgsrezepte – mit Blick auf ihre Geschäfte, aber auch auf ein lebendiges Umfeld.

„Es ist der Mix aus Einzelhandel, Gastronomie und Kultur, der eine Innenstadt attraktiv und lebendig macht“, so Antje Lieser, Geschäftsführerin von wuppertalaktiv!. Entsprechend war auch der Veranstaltungsort gewählt worden: Das Von-der-Heydt-Museum befindet sich seit 1902 mitten in der Stadt und ist dort Anziehungspunkt für viele Besucher*innen. „Wir haben keine Berührungsängste oder Barrieren zum öffentlichen Raum. Im Gegenteil: Wir holen die Leute gerne herein“, sagt Museumsdirektor Dr. Roland Mönig. „Es ist unser aller Haus. So, wie die Innenstadt unser aller Raum ist“.

Dem können sich Simone Arlt und Matthias Zenker nur anschließen. Mit ihrem Traditionsgeschäft Brillen Arlt sind sie seit 1957 in Elberfeld vertreten. Nach einem Umzug sitzt das Fachgeschäft direkt gegenüber dem Museum. „Wir empfinden uns als Teil Elberfelds“, so Simone Arlt. Viele Kundinnen halten Brillen Arlt seit Jahren die Treue. Allerdings würde die Einzelhändlerin sich wünschen, dass wieder mehr Besucherinnen aufgrund des gesamten Innenstadtangebots angezogen werden würden. Dem pflichtet ihr Kollege Matthias Zenker bei. „Die Entwicklung in der City beschäftigt uns enorm“. Die Dauerbaustelle in der Fußgängerzone und die Schließung des Kaufhofs seien weitere Entwicklungen, die die ansässigen Unternehmer*innen derzeit umtreibt. Aber der Einzelhändler will nach vorne sehen. In der Entwicklung lägen schließlich auch Chancen. Dies ist auch ein Tipp des Einzelhändlers: Sich aktiv in das Umfeld einzubringen und mitzugestalten, wo es geht. Dafür engagiert sich Matthias Zenker als Vorstand in der Interessensgemeinschaft IG 1 Elberfeld.

Mit dem Engagement im Umfeld geht ein Tipp von Karl Picard vom Geschäft Rockstore Outdoorequipment einher: Netzwerke schaffen. Starke Verbindungen und Zusammenhalt unter den Innenstadtakteuren seien nicht zu unterschätzende Faktoren, um sich dauerhaft am Standort zu etablieren und auch manche Krise zu überstehen. Der Outdoorladen von Frank Picard kann bereits auf über 20 erfolgreiche Jahre zurückblicken.

Noch länger dabei ist die „Sacco Hosen Etage“ von Josef Kurka. Den Laden hat er von seinem Schwiegervater übernommen, den dieser vor über 50 Jahren gegründet hat. Die größte Herausforderung in dieser langen Zeitspanne war für ihn die Corona-Krise. Kurka war während der Lockdown-Phasen gezwungen, neue Wege und Lösungen zu finden, um weiterhin seine Kundschaft bedienen zu können. „Wir haben dadurch ein Stück weit Resilienz entwickelt“, so Kurka. Somit nahm er für sein Geschäftskonzept immerhin etwas Positives mit. „Ich habe das Gefühl, die Leute haben in dieser schwierigen Zeit ein größeres Bekenntnis zu ihrer Innenstadt entwickelt. Ich spüre heute mehr Wertschätzung bei den Kund*innen für den traditionellen Einzelhandel.“  

Besondere Verbundenheit mit dem Standort Elberfeld empfindet auch Frank Schmitz, Sprecher der Marktbeschicker und Inhaber des „Früchtemagiers“ in dritter Generation. „Der Neumarkt ist nicht nur mein Arbeitsplatz, sondern war auch mein Kinderzimmer. Ich bin quasi dort aufgewachsen“. Entsprechend froh ist Schmitz, nach einer temporären Verlagerung des Marktes wieder an seinen gewohnten Standort zurückzukehren. 

Trotz aller Traditionen, müssen jedoch auch neue Ideen und Konzepte ausprobiert werden, damit die Innenstadt auch zukünftig Anziehungspunkt für Besucher*innen ist. Dafür sind seitens der Stadt Neugestaltungen u.a. für die Bereiche Kerstenplatz, Hofaue und Poststraße geplant.

Die äußere Erscheinung ist die eine Sache, das Angebot die andere. Individualität statt Beliebigkeit – das macht den Reiz aus. „Wir müssen uns als Marke inszenieren“, sagt Zenker. Bei Brillen Arlt werden daher regelmäßig Inhouse-Events angeboten. „Wir präsentieren uns den Menschen als ihre Anlaufstelle.“ Aber auch Stadtfeste sind elementarer Bestandteil, um die Menschen in die Innenstadt zu locken. So wie beim Langen Tisch, der am 29.06. zum 95. Stadtgeburtstag von der Wuppertal Marketing GmbH veranstaltet wird. Auch in der Bundesgartenschau 2031 und einer hohen zu erwartenden Besucherzahl sehen die Einzelhändler eine große Chance, denn: „Wo geht man hin, wenn man eine Städtetrip macht? In die Innenstadt!“, so Zenker. Bis dahin, so mahnt der Einzelhändler, sollten die Umbaumaßnahmen in der Fußgängerzone abgeschlossen sein, um ein einladendes Bild abzugeben. Hoffnungen setzen die Einzelhändler auch in einer engeren Zusammenarbeit mit der Stadt. Etwa dem bereits eingerichteten Baustellenbüro oder dem zukünftigen City-Management.

Josef Kurka bringt es auf den Punkt: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Leute auch ein zweites Mal wiederkommen.“ 

Raus aus dem Stillstand und Neues wagen: Darum dreht sich auch das nächste Business Breakfast nach der Sommerpause am 22. August. Natalie Gawenat, Dipl. Sportwissenschaftlerin und Leitung Sport im SV Bayer Wuppertal, lädt in den Sportpark ein. Dort zeigt der Bewegungspartner, welche positive Wirkung der Vereinssport auf die körperliche und mentale Fitness haben kann.