Business Breakfast

Rückblick 196. BB: Sportverein Bayer Wuppertal e. V.

Mach's mal anders: Zurück zum Spiel und was mit uns passiert, wenn wir unsere Komfortzone erweitern!

Das erste Business Breakfast nach der Sommerpause ist immer etwas Besonderes! Der SV Bayer Wuppertal hatte zum Frühstück eingeladen. Umgeben von hunderten Hanteln und weiteren Respekt einflößenden Sportgeräten, deren Umgang sich dem Laien nicht sofort erschließt, haben wir uns mit 150 Gästen in der Fitnessfabrik getroffen. Dazwischen standen Tische dekoriert mit kleinen Spielen wie „Himmel und Hölle“, Mikado oder dem Zauberwürfel, dem Rubik’s Cube.

Doch zunächst standen das Frühstück, der Kaffee und die Pflege von sozialen Kontakten im Vordergrund, hatte man sich doch mehrere Wochen nicht mehr gesehen. Die Stimmung war ausgelassen, es wurde gelacht und geplaudert. Kein Wunder, dass Antje Lieser etwas Überzeugungsarbeit leisten musste, um die Teilnehmer in den Vortragssaal zu locken. Nach der obligatorischen Begrüßung lieferte Dr. Klaus Jelich, Vorstand des SV Bayer Wuppertal e.V., einige wenige Details zu seinem Sportverein und überließ die Bühne dann Natalie Gawenat, die er als sportliche Leiterin des Vereins und Ideengeberin für das Business Breakfast vorstellte.

Gawenat, Dipl. Sportwissenschaftlerin, begann ihren Vortrag mit Daten und Fakten zum SV Bayer: 7.500 Mitglieder, größter Verein Wuppertals, 45 Mitarbeiter, 46.000 qm Aktionsfläche, vier Sportzentren, sieben Sporthallen und eine Nachschulbetreuung, die eine punktuelle, flexible und individuelle Betreuung für mindestens ein Schulhalbjahr anbietet, um Eltern zu entlasten. Danach bewegte Gawenat ihre Zuhörer mit einem wahren Feuerwerk an Inspirationen, Anekdoten und Geschichten. Mit einer Mischung aus Humor, wissenschaftlichen Erkenntnissen und tiefen Einsichten brachte sie ihre Botschaft auf den Punkt, sodass am Ende – Achtung, Spoiler – der Applaus gar nicht mehr enden wollte, Standing Ovations inklusive!

Gawenat stellte Fragen wie: Wie kommen wir in Bewegung? Wie kommen wir aus dem Stillstand? Wie kommen wir zum Spiel? Und was passiert, wenn wir unsere Komfortzone ausweiten? „Und das ganz ungeschwitzt“, denn in ihrem Vortrag ging es nicht darum, durch körperliches Training Kalorien zu verlieren, sondern darum, das Gehirn in Gang zu bringen.

Sie forderte uns auf: „Mach’s mal anders!“ Verlasse deine täglichen Routinen, wage Ungewohntes, reise zum Beispiel in deine Kindheit zurück, während der wir in Dauerbewegung waren: emotional, gedanklich und ohne Zielrichtung. Wir waren selbstvergessen, wechselten die Perspektive, schlüpften in andere Rollen und gaben den Dingen neue Bedeutung. Als Erwachsene haben wir den Spaß verlernt. „Wir spüren keine Emotionen mehr, erleben keine Abenteuer“, so ihre Diagnose. „Aber genau diese sind der Schlüssel für Erfüllung und Lebendigkeit, für Flow.“

Nur emotionale Erlebnisse bleiben im Gedächtnis und lösen später ein Lächeln aus, wenn wir uns daran erinnern, vielleicht durch einen Geruch oder ein Ereignis ausgelöst. Gawenat erzählt: „Ich bin eine begeisterte Theaterbesucherin und frage mich jedes Mal: Soll ich aufstehen? Soll ich mir das antun? Klar, das kann schiefgehen, und die hinter mir Sitzende tippt mir auf die Schulter und bittet darum, ihr die Sicht nicht zu versperren. Wenn dann aber alle aufstehen, ist das ein unglaubliches Erlebnis. Ich habe es geschafft, den ganzen Saal zu motivieren und uns allen ein tolles Gemeinschaftsgefühl verschafft. Dieses Gefühl stellt sich immer wieder ein, selbst dann, wenn ich nur Beobachterin bin.“

Deutschland steht im World Happiness Index an 24. Stelle, weit abgeschlagen hinter den nordischen Ländern Finnland, Dänemark, Island und Schweden. Gawenat fragt sich, warum das so ist. Für sie sind Wörter wie z.B. „sotchock“, schwedisch für „etwas besonders Niedliches sehen“ Ausdruck für eine andere Lebenshaltung. „Auch ein Manager darf ein Katzenbaby niedlich finden und streicheln; das löst eine Oxytozin-Ausschüttung aus, (Hormon für Geborgenheit) gibt gute Gefühle und Flow.“ Gawenats Lieblingswort ist: „Hopipolia“, isländisch für „in Pfützen springen“. Denn in eine Pfütze zu springen oder in den Himmel zu schaukeln, sind Bewegung und Spiel gleichzeitig. Sie sind die Generalschlüssel für Lebensglück. Beide zusammen ergeben den Universalgeneralschlüssel dafür.„Und wenn Sie sich fragen, wie das aussieht, wenn ich meinen Chef treffe und gerade in einer Pfütze stehe? Es ist der Glaubensatz ‚Das macht man nicht‘ der alles verhindert,“ Gawenat erläutert weiter, „Glaubenssätze wie diese sind die schlimmste Fußfessel, die wir uns anlegen können. Es muss ja nicht gleich die Pfütze sein, in die wir aus spielerischer Lust springen. Aber legen Sie doch mal Lego auf die Konferenztische. Meistens beginnen die Teilnehmer nach kurzer Zeit, damit zu basteln. Das ist wichtig. Damit werden die Gespräche nicht schlechter, aber wir schaffen Akzeptanz für das Thema Spielen, und wir trainieren, mit gefühlten Emotionen umzugehen – eine Fähigkeit, die wir durch die Allgegenwärtigkeit der digitalen Geräte zu verlieren drohen. Denn Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt sind, sondern werden alt, wenn sie aufhören zu spielen.“

Spielen fördert die Kreativität und Zusammenarbeit. Lego hat das Thema als Geschäftsfeld entdeckt und „Lego Serious Play“ für Transformationsprozesse in Unternehmen entwickelt und herausgebracht.

Zum Abschluss forderte Gawenat die Teilnehmer auf, die Arme vor der Brust zu verschränken. Nachdem alle der Aufforderung gefolgt waren, gab sie die Anweisung: „Und jetzt andersherum.“ Gawenat lächelte: „Das fühlt sich komisch an, oder? Genau darum geht es, ‚Mach’s mal anders.‘ Morgens mal mit der linken statt mit der rechten Hand die Zähne zu putzen, sich dabei vielleicht noch im Kreise zu drehen. Wenn wir das tun, ist es unmöglich, gleichzeitig eine SMS zu schreiben und die Spülmaschine auszuräumen, denn das Gehirn ist gerade damit beschäftigt, das Hier und Jetzt zu bewältigen. Leben ist nicht Funktionieren. Ungewohntes bringt unser Gehirn dazu, das neuronale Netz zu vergrößern und verschafft uns neue Möglichkeiten. Jeden Tag und das lebenslang und kostenlos. Es lohnt sich also, die eigene Komfortzone auszuweiten. Der Schriftsteller und Psychologe Arno Gruen bringt es auf den Punkt: ‚Spielerische Lebenslust ist das Therapeutikum gegen Unfreiheit und den Verlust authentischer Lebendigkeit.‘ Wenn Sie morgen mit der Familie frühstücken, setzen Sie sich also auf den Platz Ihrer Tochter. Das wird bestimmt ein guter Tag.“

Damit schickte Gawenat ihr Publikum wieder in den Alltag. Was für ein inspirierender Vortrag und was für ein fulminanter Start in den Tag. Der langanhaltenden Beifall und die Standing Ovations waren mehr als verdient.

Beim nächsten Business Breakfast treffen wir uns am 19. September 2024 in der Alten Glaserei an der Nordbahntrasse. Dann erfahren etwas über die Werkstatt im Wandel: 30 Jahre proviel GmbH.