Business Breakfast
Rückblick 188. BB: KARL DEUTSCH Prüf- und Messgerätebau
Im Wettbewerb um Fachkräfte geht das Familienunternehmen beim Recruiting neue Wege.
Beim ersten Business Breakfast nach der Sommerpause begrüßte die wuppertalaktiv!-Vorsitzende Tanja Schäfer die Gäste „zu einem Thema, das uns alle bewegt“: den Fachkräftemangel. Unternehmen finden nur schwer neue Mitarbeiter*innen. Oft bleiben Stellen einfach unbesetzt. Solche Beschreibungen der aktuellen Situation liest und hört man derzeit häufig. Aber was können Unternehmen aktiv dagegen tun? Wie können sie sich im Wettbewerb um die besten Talente platzieren? Das Wuppertaler Unternehmen KARL DEUTSCH Prüf- und Messgerätebau hat diese Herausforderung angenommen und von seinen Erfahrungen berichtet.
Das Familienunternehmen, das seit über 70 Jahren am Markt ist, sorgt mit seinen Produkten für Zuverlässigkeit und Sicherheit bei verschiedensten Verfahren und Produktionsprozessen. Mit den Geräten von KARL DEUTSCH, die auf Röntgenstrahl- oder Ultraschalltechnik beruhen, lassen sich kleinste Löcher oder Risse in Bauteilen feststellen. Die Geräte werden in Wuppertal entwickelt und produziert. Zudem ist das Unternehmen im Sondermaschinenbau tätig. „Unsere Exportquote liegt bei über 50 Prozent“, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Wolfram A. Karl Deutsch. 150 Mitarbeiter sind in den beiden Werken beschäftigt.
Wolfram A. Karl Deutsch stellt aber auch fest: „Der Ingenieursmarkt ist leergefegt“. Trotzdem konnte das Unternehmen in diesem Jahr einige neue Mitarbeiter*innen gewinnen. Sieben Abgänge stehen 25 Neuzugänge gegenüber. Wie konnte das gelingen? Allein einen „guten Job und einen gratis Obstkorb“ anzubieten, reicht dafür nicht mehr aus. Deshalb hat das Unternehmen seinen gesamten Recruiting-Prozess analysiert und neu aufgestellt.
Angefangen hat alles nach der Corona-Pandemie, berichtet Prokurist Sascha Rosenbaum. Grund war eine erhöhte Fluktuation. „Das kannten wir als Familienbetrieb vorher nicht“, so Rosenbaum. Nicht selten blieben Mitarbeitende jahrelang dem Betrieb treu. Jubiläen von 25 Jahren oder länger waren keine Seltenheit. Doch durch Corona stellten viele Beschäftigten ihre Lebens- und Arbeitssituation infrage: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, die Vereinbarung von Job und Familie, Haustiere im Büro… „Wir mussten uns verändern, weil sich die äußeren Rahmenbedingungen geändert haben“, sagt Rosenbaum. Drei Handlungsfelder wurden ausfindig gemacht. Erstens wurden die Arbeitszeitmodelle in Absprache mit dem Betriebsrat angepasst. So wurde zum Beispiel die Kernarbeitszeit flexibler gestaltet, damit die Belegschaft an heißen Tagen früher beginnen und Feierabend machen kann. Zweitens wurden die Benefits, die KARL DEUTSCH anbietet, ausgeweitet. Vom kostenlosen Lauftraining über Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz bis zum wöchentlichen Mittagsstammtisch, sorgen solche Angebote für Wohlfühl-Atmosphäre und ein gestärktes Miteinander.
„Diese kleinen Bausteine sind alle schön und gut“, sagt Rosenbaum, „aber sie sind nichts ohne die Anpassung im Recruiting“. Damit ist der dritte Baustein gemeint. Statt weiter auf externe Headhunter-Agenturen zurückzugreifen, wurden die internen Prozesse angepasst. Lea Lutterbeck hat die Aufgabe des internen Recruitings übernommen. Sie sorgt dafür, dass Bewerberinnen sich wohlfühlen. Denn: „Das Unternehmen muss sich beim Bewerber bewerben“, sagt Lutterbeck. Und die wünschen sich einfache Prozesse und schnelles Feedback. Deshalb arbeitet Lutterbeck eng mit den einzelnen Abteilungen bei KARL DEUTSCH zusammen. Somit weiß sie genau, welche neue Fachkraft wo gebraucht wird – und kann schnell reagieren: Stellenanzeigen passt sie flexibel an. Für Bewerberinnen steht sie als persönliche Ansprechpartnerin bereit. Und Bewerbungen werden von ihr schnell bearbeitet. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Zeit von der Ausschreibung bis zur Einstellung schon deutlich verkürzt werden konnte. Und das ganz ohne teure Agenturkosten.
Um aber überhaupt in die Köpfe möglicher Bewerber*innen zu kommen, spielt Präsenz eine große Rolle. Sowohl auf den eigenen Kommunikationskanälen als auch auf Social Media. Zunächst sollte man es mit den kostenlosen Plattformen probieren, so der Tipp der Recuiterin. Hierüber können vielversprechende Talente aktiv angesprochen und auf das Unternehmen aufmerksam gemacht werden. Aber auch in der „analogen Welt“ präsentiert sich KARL DEUSTCH vermehrt. So nutzt die Firma lokale oder regionale Veranstaltungen, um auch in der eigenen Nachbarschaft bekannter zu werden. Letztendlich liegt der Erfolg im Zusammenspiel aller Maßnahmen. „Eine Stelle ist nicht allein mit einem dieser Werkzeuge zu besetzen. Man muss immer dranbleiben und sich an den verschiedenen Instrumenten bedienen“, so Lutterbeck. Mit der Einstellung einer neuen Fachkraft ist aber noch lange nicht Schluss: Onboarding heißt das Zauberwort. Schließlich soll das neugewonnene Talent sich im Betrieb so wohlfühlen, dass es dauerhaft bleiben möchte. Worauf es dabei ankommt, wird beim nächsten Business Breakfast thematisiert: Am 14.09. bei der Technischen Akademie Wuppertal.