Business Breakfast
Rückblick 192. BB: Nachfolge - Thronfolge oder Teamlösung?
Das bleibt in der Familie!? Das Business Breakfast der WPK Beratung drehte sich um die Frage, was Unternehmer*innen bei der Nachfolgeregelung beachten sollten.
Das Familienunternehmen in fünfter Generation… ja, es gibt sie. Aber was im ersten Moment nach romantischer Unternehmenstradition und Familienharmonie klingt, ist ein komplexer Prozess. Das Thema Nachfolgeregelung will gut durchdacht sein. „Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich frühzeitig mit dieser Frage beschäftigen“, stimmte wuppertalaktiv!-Geschäftsführerin Antje Lieser die Gäste ein. Diese waren auch zahlreich erschienen. Das lag zum einen sicherlich an der Dringlichkeit des Themas, aber auch an der Neugier auf die Location.
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Peter Krämer von der WPK Beratung hatte nämlich in die Concordia nach Barmen eingeladen. Die dahinterstehende Concordia-Gesellschaft, die sich der Vernetzung von Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft widmet, besteht schon seit 1801. Somit hat auch der Veranstaltungsort schon viele Generationen kommen und gehen sehen. Und symbolisiert das Thema Nachfolge damit perfekt.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sich jeder erfolgreiche Unternehmer und jede erfolgreiche Unternehmerin die Frage stellen muss: Wer kommt nach mir? Und wenn ja, wie viele? Laut Monitoring der KfW-Bank müssen sich rund 560.000 Unternehmen in Deutschland zwischen 2023 und 2026 mit der Nachfolgeregelung beschäftigen.
Das beliebteste Modell ist nach wie vor, wenn das Unternehmen von der nächsten Familiengeneration weitergeführt wird. Prof. Dr. Marco Staake von der Schumpeter School of Business and Economics an der Bergischen Universität Wuppertal weiß aber: „Es gibt nicht mehr das typische Familienunternehmen, bei dem der Patriarch das Unternehmen an seinen Erstgeborenen vererbt.“ Und das sei auch gut so. Aber die vielfältigen Lebenskonstellationen sorgen dafür, dass jeder Nachfolgeprozess individuell betrachtet werden muss. Gibt es einen oder sogar mehrere Nachfolger in der Familie oder ist eine externe Lösung die bessere Wahl? Möchten die Kinder das Unternehmen überhaupt weiterführen? Was ist mit denen, die leer ausgehen? Welche rechtlichen Konsequenzen ergeben sich daraus? „Es gibt viele Lösungen. Die Kunst ist, für sich die beste herauszufinden“, sagt Staake. Und das ist im Spannungsfeld von Unternehmen und Familie nicht immer einfach. Auf der einen Seite geht es um rationales Denken, wirtschaftlichen Erfolg und Innovationsgeist. Auf der anderen Seite um Emotionalität, Loyalität und Abhängigkeiten. Hier ist eine gute und offene Kommunikation mit allen Beteiligten nötig.
Prof. Dr. Marco Staake empfiehlt, sich an den folgenden vier Schritte zu orientieren. Erster Step ist immer die Analyse des Status-quo im Unternehmen. Wie sieht die finanzielle Situation aus? Welche potenziellen Nachfolger gibt es? Wie sind die Zukunftsaussichten in der Branche? Hierbei wird die Basis für den Prozess der Nachfolgeregelung gelegt, bestätigt auch Peter Krämer von der WPK. „Viele Kunden wollen direkt mit der Durchführung der Nachfolge starten. Aber hier sollte nichts überstützt werden. Dieser gesamte Prozess ist nicht in wenigen Wochen durch, sondern dauert auch schon mal bis zu einem Jahr.“ Deshalb ist ein wichtiger Tipp der Experten: Frühzeitig anfangen! Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich Zeit nehmen, um die Nachfolge strukturiert und durchdacht zu regeln.
Erst im zweiten Step kommt die konkrete Planung: Wann soll die Nachfolge erfolgen? Nach dem Tod oder noch zu Lebzeiten? Als Erbe oder Schenkung? Müssen diejenigen entschädigt werden, die kein Stück vom Unternehmen abbekommen? Diese Aspekte ziehen verschiedene juristische Fragen mit sich, zum Beispiel zu Steuern. Betroffene sollten sich dabei unbedingt Hilfe von Experten holen, damit ihr Plan am Ende wasserdicht ist.
Als Drittes kommt die Durchführung. „Dabei geht es um das, was vielen Altunternehmer*innen schwerfällt: Das Loslassen!“, sagt Staake. Nachfolge heißt eben auch, sich zurückzuziehen. Die neue Führung muss ich im Unternehmen etablieren. Das geht leichter, wenn der alte Chef nicht ständig anwesend ist und Ratschläge gibt – auch, wenn sie gut gemeint sind. Im ungünstigen Fall, schadet es nämlich der Autorität der neuen Unternehmensspitze.
Und schließlich sollte der Prozess nach einiger Zeit reflektiert werden. Hat die Übergabe an die nächste Generation funktioniert? Sind alle zufrieden mit der neuen Konstellation? Ansonsten muss eventuell nochmal nachgebessert werden.
Auch wenn die Nachfolge im Unternehmen eine ernste Angelegenheit ist und manch Eine/r sich Sorgen um die Zukunft des eigenen Unternehmens macht, wurde das Thema beim Business Breakfast sehr unterhaltsam vorgetragen. Prof. Dr. Marco Staake wurde seinem anfangs formulierten Anspruch gerecht: Nachfolge kann auch Spaß machen!
Wichtige Zutaten sind dabei ausreichend Zeit, eine offene Kommunikation in der Familie und Beratung durch Fachleute zu juristischen Fragen. Dann kann es klappen mit der Weitergabe des traditionsreichen Familienunternehmens von Generation zu Generation.
Und auch das 192. Business Breakfast bekommt natürlich eine Nachfolge! Am 09. April laden die Stadtsparkasse, Wuppertal Marketing und wuppertalaktiv! zum Auftakt des Wirtschaftspreises 2024 ein. Veranstaltungsort ist die Glashalle der Stadtsparkasse am Johannisberg.